Das obere Bild
habe ich bei meinem lokalen Bahnhofsbuchhandel aufgenommen. Normalerweise
finden sich in diesen Fensterplätzen Titel wie GEO oder die Entenhausen Edition
der Donald Duck-Comics von Carl Barks, auch mal Koch- oder Handarbeitstitel, Zeitschriften
über Reisen und Fotografie oder das arte-Magazin.
Doch nun die durch den rechten Publizisten Jürgen Elsässer
verlegte Zeitschrift Compact.
Da mich ein
Freund kürzlich darüber informiert hatte, dass in seiner örtlichen Thalia-Buchhandlung der ebenfalls alles
andere als koschere Kopp-Verlag einen Ausstellungtisch besetzt hielt, fragte
ich bei den Mitarbeitern des Geschäftes einfach nach, wie es zu dieser
Unerfreulichkeit kommen konnte (folgende Infos werden Buchhändlern und solchen,
die im publizistischen Vertrieb arbeiten oder es einmal getan haben, nicht neu
sein).
Zunächst einmal:
die mir freundlicherweise Rede und Antwort stehenden Menschen waren persönlich
sehr unglücklich über die Platzierung des Titels und hatten auch schon diverse
Beschwerden bis hin zur Boykottandrohung bekommen, wenn die Compact nicht umgehend wieder aus dem
Schaufenster verschwinden würde. Tatsächlich sind den Angestellten des Ladens
aber die Hände gebunden, Verlage mieten derartige Ausstellungsflächen und
bestimmen, welche Publikationen dort ausgestellt werden sollen. Somit bringt
der verbale Angriff gegen die Kassierer nichts, es liegt nicht in ihrem
Ermessen.
Das ist
einerseits ärgerlich, andererseits wirft es Fragen auf. Will der Verlag einfach
von der momentanen Aufmerksamkeit für das Blatt profitieren, dass ihm durch Polizisten zuteil geworden ist, hofft er dadurch, sich einen Anstrich der
Seriosität zu verschaffen („Wenn sie da im Schaufenster steht, kann die
Zeitschrift ja nicht so schlimm sein.“) oder ist es einfach der publizistische
Ausdruck eines immer weiter erstarkenen Selbstbewusstseins der Rechten, welches
sich durch die angeblich „schweigende Mehrheit“ und die jüngsten Wahlsiege der
AfD legitimiert sieht? Sei es einer dieser Gründe oder ein Konglomerat aus
allem: es hat etwas unheimliches, diesen Titel so prominent platziert zu sehen.
Und es stimmt nachdenklich, denn es wirkt wie ein Schritt aus dem Schatten, ein
forsches Auftreten nach dem Motto „Hier bin ich und ich gehöre dazu.“
Darum sollte man
sich doch bei den Händlern beschweren (natürlich ohne sie persönlich
verantwortlich zu machen), denn Rechtspopulismus sollte weder in der Politik
noch im Zeitschriftenhandel einen Platz haben und Druck von Seiten der Kunden
könnte zu einem Akt der Ungehorsamkeit in den Läden führen. Braucht man
wirklich das Geld von solchen Verlagen, wenn der Platz auch an andere vergeben
werden kann? Und jene anderen Verlage könnten mit dem verstärkten Mieten von
Ausstellungsflächen dagegenhalten. Denn eins ist klar: Donald Duck im
Schaufenster ist schöner und vor allem gehaltvoller als Frauke Petry.
Nachtrag: Nur
einen Tag nach meiner Anfrage wurde die Compact
durch ein Literaturmagazin ersetzt. Die Spiegel-Sonderausgabe
über die gerade in rechten Zirkeln gern negierte deutsche Kolonialgeschichte
blieb an ihrem Platz. Das kann als Statement so stehn bleiben.